Herr S. (32 Jahre): „Bin damals in die Jungfeuerwehr – und danach halt immer ein Bier trinken. Da bin ich dann in die schiefe Bahn reingerutscht. Meine Mutter sagt immer, du bist wie dein Vater. Penner und Säufer. Ich war neun Monate alt, da hat er sich das Leben genommen.
Ich war auf der Sonderschule. Mein Wunsch war immer, Metzger zu werden. Nach meiner Lehre bekam ich Arbeit bei einer großen Metzgerei. Da bin ich dann abgerutscht wegen Alkohol. Gekündigt worden, wieder von vorne angefangen. Wohnung und Arbeit suchen.
Die Freundin hat mich unterstützt. Wir haben vier Jahre zusammengelebt. Immer wieder hatte ich Probleme mit dem Alkohol. Sie hat mich dann rausgeschmissen. Und weil ich nicht wusste, wohin, bin ich hier her gekommen. Mein Sohn kam 2007 auf die Welt. Lebt bei der Freundin, aber wir sehen uns regelmäßig.“
So kam Herr S. akut suchtmittelabhängig und mit psychischen Auffälligkeiten zu uns. Beim ersten Aufenthalt im Aufnahmehaus konnte Herr S. in eine stationäre Therapie vermittelt werden. Diese hat er erfolgreich abgeschlossen, allerdings ohne adäquate Vermittlung in eine Nachsorgeeinrichtung aus der Therapie.
Wieder wohnungslos, wurde er erneut von uns aufgenommen. Nach zwei Rückfällen konnte Herr S. motiviert werden, wieder Kontakt zur Suchtberatung zu knüpfen und eine ambulante Therapie zu beginnen. Die Motivations- und Stabilisierungsphase hielt ca. 6 Monate an. In dieser Zeit intensivierte sich der Kontakt zu seiner ehemaligen Lebensgefährtin und seinen zwei Kindern.
Herr S. setzte sich neue Ziele und griff auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen der Wohnungssuche. Dazu gehörten Aushänge in Bäckereien, Kaufhäusern und an Straßenlaternen. Schließlich konnte er eine Wohnung gegenüber der Wohnung seiner Familie anmieten.
Herr S. hält weiterhin Kontakt zu uns und arbeitet seit Januar in einem Minijob. Den Mehrverdienst hat er konsequent in seinen Führerschein investiert. Im September stand er stolz mit dem frisch erworbenen Führerschein vor der Tür, einen Monat später mit seinem Auto. Herr S. hat gelernt, seine Ressourcen zu nutzen – z.B. den Mut, bei der Wohnungssuche auch außergewöhnliche Wege zu beschreiten. Neue Perspektiven gaben ihm die Kraft, erneute Rückfälle zu vermeiden.