Wohnungslosigkeit - Wie man auf der Straße landet

„Urteile nie über einen anderen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist.“ (Indianische Redensart)

In der Psychologie bezeichnet man mit Resilienz die Fähigkeit, mit schweren Belastungen und Brüchen im Leben zurecht zu kommen. Dafür braucht es bereits in frühen Jahren positiv zugewandte Bezugspersonen und ein stabiles Selbstwertgefühl, d.h. den Glauben an sich selbst.

Arbeitslosigkeit, Schulden und Suchtprobleme sind typisch im Leben wohnungsloser Menschen. Wer am Ende auf der Straße landet, dem fehlten und fehlen in einer Lebenskrise diese Ressourcen, um die Krise unbeschadet überstehen zu können.

Unsere jungen Klienten hatten von Anfang an einen schlechten Start ins Leben: schwierige Familienverhältnisse, fehlende soziale Kompetenzen und Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung – daraus resultieren Schwierigkeiten in Schule und Ausbildung.

Gut 80% unseres Klientels sind Männer. Die Älteren unter ihnen haben meist einmal ein normales bürgerliches Leben geführt. Bei ihnen war oft eine Scheidung der letzte Auslöser für den Weg in das soziale Abseits. Sie kommen mit dem Verlust der männlichen Identität als Ernährer einer Familie oder dem Gefühl, betrogen worden zu sein, nicht zurecht. Der männliche Stolz und fehlende familiäre und soziale Netzwerke machen es vielen Betroffenen lange Zeit unmöglich, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Am Ende steht der Verlust der Wohnung und damit der bürgerlichen Existenz. „Wenn du immer wieder gesagt bekommst, du bist schlecht, glaubst du es irgendwann selber“, so hat es ein Betroffener einmal ausgedrückt. Am Ende können sie nicht mehr „wollen“, identifizieren sich mit ihrer Rolle als Außenseiter. Und seien wir ehrlich: Welche realen Chancen haben Menschen mit diesen Einschränkungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt?

Wohnungslose Menschen brauchen auf jeden Fall unsere und Ihre Unterstützung, damit wieder Hoffnung und Tatkraft für einen neuen Anfang wachsen können.

Mehr dazu: Unsere Bildgeschichte „Ein typischer Absturz“